Mehr als ein Invest in die Umwelt: Wie Unternehmen von Nachhaltigkeit ganzheitlich profitieren
Frau Stroh, Herr Schmidt-Ehemann, in den Vorbereitungen auf das Gespräch habe ich nach Gemeinsamkeiten gesucht – und die Lufthansa gefunden. Haben Sie sich dort kennengelernt und die Erkenntnis geteilt, dass sich ökonomischer und ökologischer Erfolg nicht ausschließen?
Carl Schmidt-Ehemann: Ja, wir haben uns dort vor gut 15 Jahren im Rahmen eines Nachwuchsnetzwerkes kennengelernt. Gemeinsame Projekte folgten nach unterschiedlichen Wegen innerhalb der Lufthansa. Eine nachhaltige Grundüberzeugung hatten wir beide, das Teilen dieser Erkenntnis erfolgte jedoch erst deutlich nach unserem jeweiligen Abschied.
Frau Stroh, hatte Ihre Entscheidung, Nachhaltiges Management zu studieren, mit Ihrem Kontakt und den gemeinsamen Ideen zu tun?
Ulrike Stroh: Ich stimme Carl zu. Wir sprachen sicher mal über die Herausforderungen dieser Welt und wussten, dass uns die gleichen Fragen umtreiben. Doch mein Entschluss zum Studium war davon unabhängig. Gemeinsame Pläne entwickelten wir erst bei einem sehr langen Kaffee im Jahr 2021.
Herr Schmidt-Ehemann, warum haben Sie sich für die Selbständigkeit, für ein eigenes Unternehmen entschieden?
Carl Schmidt-Ehemann: Die Möglichkeit, intern wie extern unabhängig zu gestalten, reizte mich. Wahre Verantwortung zu übernehmen. Wandel aktiv zu begleiten, mit eigenen Ideen. Daraus entstand ein passgenauer Service für unsere Kund*innen, die mit uns einen Weg der Weiterentwicklung wählen. Nach diesem Konzept arbeitet mein Unternehmen auch für KRONGAARD-Projekte. Immer mit einem Expert*innenteam, das für die Aufgabe prädestiniert ist.
Die Leistungen der SE+P decken ein breites Feld ab. Geht es Ihnen um das vielfältige Angebot oder bestimmen die Schnittmengen der einzelnen Themen Ihre Beratungsqualität?
Carl Schmidt-Ehemann: Es geht um die Schnittmengen. Wir kommen immer von klassischen Prozessen, das heißt der bestmöglichen Organisation der Abläufe und Strukturen. Wir analysieren gemeinsam mit unseren Kunden wesentliche, übergreifende Aspekte und entwerfen optimale Lösungen. Doch letztendlich ist Nachhaltigkeit unsere Kernkompetenz, unser Nukleus.
Ulrike Stroh: Es geht immer auch um eine Mindset-Veränderung über alle Unternehmensbereiche, die Kultur, die Wertschöpfungskette. Nachhaltiges Management ist heute die eigentliche BWL.
Wie ich herausfinden konnte, lehnen sie Jobs ab, wenn sie an der Redlichkeit der Motivation zweifeln. Welche drei Fragen zur Nachhaltigkeit muss Ihnen ein Unternehmen aus positiv beantworten, damit Sie das Mandat annehmen?
Carl Schmidt-Ehemann: Ich möchte ehrliche Motivation erkennen.
- Warum wollen Sie nachhaltiger werden?
- Streben Sie echten Wandel oder Green Washing an?
- Was bedeutet für Sie nachhaltiger Wandel? Eine Einmalaktion oder kontinuierliche Auseinandersetzung?
Ulrike Stroh: Der Wille zur inhaltlichen Auseinandersetzung mit dem Thema muss deutlich werden.
- Sind Sie bereit für eine neue soziale und ökologische Dimension in Ihrem Unternehmen?
- Möchten Sie in Ihrer Wertschöpfungskette nachhaltiger werden oder nur darüber kommunizieren?
- Werden Sie nachhaltige Ideen auch in Taten umsetzen?
Unterschiedliche Branchen favorisieren unterschiedliche Ansatzpunkte, um ökologisch sinnvolle Prozesse einzuführen. Eine Agrarwirtschaft nutzt umweltfreundliche Dünger. Herr Schmidt-Ehemann, Sie kommen aus dem Maschinenbau. Was können Unternehmen in diesem Bereich leisten?
Carl Schmidt-Ehemann: Wenn uns Corona eines gezeigt hat, dann dass reiner Verzicht auf Energieverbrauch oder Konsum zu massivem Unmut und Spaltung führt. Der Wandel muss effizienz- und technologiegetrieben sein. Alternativen bieten. Und das klappt in jeder Branche mit unterschiedlichen Ansätzen – solange das gemeinsame Ziel feststeht.
Welches ist der branchenübergreifende, gemeinsame Nenner?
Ulrike Stroh: Nicht alles ist nachhaltig, was als nachhaltig bezeichnet wird. Daher gibt es übergreifende Ziele und Vorgaben.
In den Sustainable Development Goals (SDGs), bekannt als Agenda 2030 der UN, wurden 17 Nachhaltigkeitsziele für die Erde definiert. Diese wurden im Jahr 2015 von allen Ländern ratifiziert. Seit 2020 konkretisiert die EU-Taxonomie das nachhaltige Wirtschaften von Unternehmen in drei Punkten:
- Leisten Sie proaktiv einen wesentlichen Beitrag zu den SDGs (Handabdruck)?
- Reduzieren Sie gleichzeitig ihren negativen Einfluss auf die Ziele (Fußabdruck)?
- Halten sie Mindeststandards bei Arbeits- und Menschenrechten sowie den Umweltpflichten ein?