Mehr als ein Invest in die Umwelt: Wie Unternehmen von Nachhaltigkeit ganzheitlich profitieren

Politik Nachhaltigkeit

Mehr als ein Invest in die Umwelt: Wie Unternehmen von Nachhaltigkeit ganzheitlich profitieren

von Jannik Kroll
Lesedauer 10 Min.

Der Wandel zu ökologisch und sozial verantwortlichem Wirtschaften gilt als größte Herausforderung seit Jahrzehnten. Die Ziele sind hoch, die Prozesse neu und viele Regularien noch freiwillig. KRONGAARD und die SE+P CONSULTING begleiten Unternehmen auf dem Weg in eine nachhaltige Zukunft.

Ein Gespräch mit den selbständigen Berater*innen Carl Schmidt-Ehemann und Ulrike Stroh.

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Mehr als ein Invest in die Umwelt: Wie Unternehmen von Nachhaltigkeit ganzheitlich profitieren

Frau Stroh, Herr Schmidt-Ehemann, in den Vorbereitungen auf das Gespräch habe ich nach Gemeinsamkeiten gesucht – und die Lufthansa gefunden. Haben Sie sich dort kennengelernt und die Erkenntnis geteilt, dass sich ökonomischer und ökologischer Erfolg nicht ausschließen?

Carl Schmidt-Ehemann: Ja, wir haben uns dort vor gut 15 Jahren im Rahmen eines Nachwuchsnetzwerkes kennengelernt. Gemeinsame Projekte folgten nach unterschiedlichen Wegen innerhalb der Lufthansa. Eine nachhaltige Grundüberzeugung hatten wir beide, das Teilen dieser Erkenntnis erfolgte jedoch erst deutlich nach unserem jeweiligen Abschied.

Frau Stroh, hatte Ihre Entscheidung, Nachhaltiges Management zu studieren, mit Ihrem Kontakt und den gemeinsamen Ideen zu tun?

Ulrike Stroh: Ich stimme Carl zu. Wir sprachen sicher mal über die Herausforderungen dieser Welt und wussten, dass uns die gleichen Fragen umtreiben. Doch mein Entschluss zum Studium war davon unabhängig. Gemeinsame Pläne entwickelten wir erst bei einem sehr langen Kaffee im Jahr 2021.

Herr Schmidt-Ehemann, warum haben Sie sich für die Selbständigkeit, für ein eigenes Unternehmen entschieden?

Carl Schmidt-Ehemann: Die Möglichkeit, intern wie extern unabhängig zu gestalten, reizte mich. Wahre Verantwortung zu übernehmen. Wandel aktiv zu begleiten, mit eigenen Ideen. Daraus entstand ein passgenauer Service für unsere Kund*innen, die mit uns einen Weg der Weiterentwicklung wählen. Nach diesem Konzept arbeitet mein Unternehmen auch für KRONGAARD-Projekte. Immer mit einem Expert*innenteam, das für die Aufgabe prädestiniert ist.

Die Leistungen der SE+P decken ein breites Feld ab. Geht es Ihnen um das vielfältige Angebot oder bestimmen die Schnittmengen der einzelnen Themen Ihre Beratungsqualität?
Carl Schmidt-Ehemann: Es geht um die Schnittmengen. Wir kommen immer von klassischen Prozessen, das heißt der bestmöglichen Organisation der Abläufe und Strukturen. Wir analysieren gemeinsam mit unseren Kunden wesentliche, übergreifende Aspekte und entwerfen optimale Lösungen. Doch letztendlich ist Nachhaltigkeit unsere Kernkompetenz, unser Nukleus.   
Ulrike Stroh: Es geht immer auch um eine Mindset-Veränderung über alle Unternehmensbereiche, die Kultur, die Wertschöpfungskette. Nachhaltiges Management ist heute die eigentliche BWL.

Wie ich herausfinden konnte, lehnen sie Jobs ab, wenn sie an der Redlichkeit der Motivation zweifeln. Welche drei Fragen zur Nachhaltigkeit muss Ihnen ein Unternehmen aus positiv beantworten, damit Sie das Mandat annehmen?

Carl Schmidt-Ehemann: Ich möchte ehrliche Motivation erkennen.

  1. Warum wollen Sie nachhaltiger werden?
  2. Streben Sie echten Wandel oder Green Washing an?
  3. Was bedeutet für Sie nachhaltiger Wandel? Eine Einmalaktion oder kontinuierliche Auseinandersetzung?

Ulrike Stroh: Der Wille zur inhaltlichen Auseinandersetzung mit dem Thema muss deutlich werden.

  1. Sind Sie bereit für eine neue soziale und ökologische Dimension in Ihrem Unternehmen?
  2. Möchten Sie in Ihrer Wertschöpfungskette nachhaltiger werden oder nur darüber kommunizieren?
  3. Werden Sie nachhaltige Ideen auch in Taten umsetzen?

Unterschiedliche Branchen favorisieren unterschiedliche Ansatzpunkte, um ökologisch sinnvolle Prozesse einzuführen. Eine Agrarwirtschaft nutzt umweltfreundliche Dünger. Herr Schmidt-Ehemann, Sie kommen aus dem Maschinenbau. Was können Unternehmen in diesem Bereich leisten?

Carl Schmidt-Ehemann: Wenn uns Corona eines gezeigt hat, dann dass reiner Verzicht auf Energieverbrauch oder Konsum zu massivem Unmut und Spaltung führt. Der Wandel muss effizienz- und technologiegetrieben sein. Alternativen bieten. Und das klappt in jeder Branche mit unterschiedlichen Ansätzen – solange das gemeinsame Ziel feststeht.

Welches ist der branchenübergreifende, gemeinsame Nenner?

Ulrike Stroh: Nicht alles ist nachhaltig, was als nachhaltig bezeichnet wird. Daher gibt es übergreifende Ziele und Vorgaben.

In den Sustainable Development Goals (SDGs), bekannt als Agenda 2030 der UN, wurden 17 Nachhaltigkeitsziele für die Erde definiert. Diese wurden im Jahr 2015 von allen Ländern ratifiziert. Seit 2020 konkretisiert die EU-Taxonomie das nachhaltige Wirtschaften von Unternehmen in drei Punkten:

  1. Leisten Sie proaktiv einen wesentlichen Beitrag zu den SDGs (Handabdruck)?
  2. Reduzieren Sie gleichzeitig ihren negativen Einfluss auf die Ziele (Fußabdruck)?
  3. Halten sie Mindeststandards bei Arbeits- und Menschenrechten sowie den Umweltpflichten ein?

Nachhaltigkeit ist so notwendig wie aufwendig. Werden Unternehmen ganzheitlich davon profitieren?”

Ulrike Stroh: Momentan befassen wir uns viel mit Regularien. Die Unternehmen werden verpflichtet, etwas für ihre Nachhaltigkeit zu tun. Tun sie es nicht, lassen sie sich künftig kaum finanzieren.
Auch aus der gesellschaftlichen Perspektive profitieren Unternehmen. Bisher ging man von einer eindeutigen Korrelation von Wirtschaftswachstum, Bruttoinlandsprodukt und steigender Lebensqualität aus. Die Einschätzung wandelt sich. Unternehmen sind auf eine funktionierende Gesellschaft und zuverlässige ökologische Lebensgrundlage angewiesen. Nur das ermöglicht künftig eine stabile wirtschaftliche Entwicklung.

Doch entscheidend ist letztendlich die wirtschaftliche Perspektive: Nachhaltigkeit kann mit Wettbewerbsvorteilen, neuen Marktchancen verbunden werden – und unterm Strich mit Profiten.

Frau Stroh, in Ihrem Profil steht, dass Sie “alle Stakeholder auf der Reise mitnehmen”. Mit welchen haben Sie es üblicherweise zu tun?

Ulrike Stroh: Ich bewege mich in meinen Projekten in internen, rechtlichen, marktlichen, sozio-kulturellen und interessenspolitischen Umfeldern. Das beinhaltet Mitarbeitende, alle Unternehmensbereiche und Gewerkschaften ebenso wie Kunden, Konkurrenz, Behörden und die Öffentlichkeit.

Ziehen diese Stakeholder an einem Strang oder sind die Perspektiven auf das Thema Nachhaltigkeit zu divers? Schauen einige auf die Umwelt, andere auf die Kosten?

Ulrike Stroh: Es prallen sehr unterschiedliche Weltanschauungen aufeinander. Ob nachhaltige Konzepte überzeugen, bestimmt die Argumentation. Ich bin ein Fan der “What’s in it for me”-Perspektive. Die gesellschaftliche Verantwortung ist das eine, für viele Unternehmen aber nicht Grund genug, etwas zu tun. Für sie zählt wirtschaftliche Relevanz.

Können Sie das an einem Beispiel verdeutlichen?

Mitarbeitende eines Business-Netzwerks wollten in Ihren  Seminarräumen Mülltrennung einführen. Die Führung scheute die Kosten und erkannte keinen Benefit.  

Die Business-Perspektive lautete jedoch: Restmüllentsorgung ist teuer, eine Trennung spart Kosten. Auch erhöht sie die Arbeitgeberattraktivität. Denn die Mentalität junger Mitarbeiter*innen ändert sich, sie denken umweltbewusster. Und schließlich werden die Seminarteilnehmenden die nachhaltige Philosophie positiv erleben. Das Netzwerk zahlender Mitglieder vergrößert sich. Das ist nur ein sehr banales Beispiel, kein glaubwürdiges Nachhaltigkeitskonzept. Aber es verdeutlicht die Denkweise.

Herr Schmidt-Ehemann, Sie mahnen, dass “Umdenken jetzt gefragt ist. Nicht morgen.” Wie lange müssen Sie mit einem Unternehmen arbeiten, bis Sie es als ökologisch transformiert bezeichnen würden?

Das ist eine einfache Frage  – mit einer schwierigen Antwort. Je nach Größe und Themengebiet kann das in wenigen Wochen bis Monaten erreicht sein. Es können aber auch Jahre vergehen. Schlussendlich befindet sich nachhaltiges Arbeiten wie Prozessmanagement immer im Fluss. Einen finalen Zustand gibt es nicht, aber je früher Unternehmen anfangen, desto schneller sind Erfolge sichtbar.

Ich komme noch einmal zurück auf Ihr Beratungsportfolio. Inwieweit spielen Digitalisierung und Automation in erfolgreichen Umweltschutz hinein?

Ulrike Stroh: Digitalisierung und Nachhaltigkeit haben sehr viel miteinander zu tun. Datengetriebene Effizienz und digitale Innovationen können nachhaltige Entwicklungen unterstützen oder beschleunigen. Gute Beispiele dafür sind Sharing-Plattformen, Verbrauchsmessungen per Smartphone und sogar die gesamte Energiewende.

Ehrlicherweise verbrauchen digitale Infrastrukturen auch Rohstoffe und verursachen aktuell rund 4 % der globalen Emissionen. Der Flugverkehr nur 2,5 %. Die Frage lautet jedoch nicht, ob wir diese Entwicklungen stoppen sollten, sondern eher, wie wir die Digitalisierung grün bekommen. Öko-Strom oder die Nutzung der abgegebenen Wärme sind nur Beispiele dafür.

Viele Menschen verbinden Digitalisierung und Automation mit abnehmender Beschäftigung. Wird die Transformation in ein nachhaltiges Unternehmen Arbeitsplätze kosten?

Carl Schmidt-Ehemann: Wir sollten aus meiner Sicht Ehrlichkeit mit Perspektive verbinden. Wandel gehört zum Leben. Digitalisierung und Automation werden zu einem Wegfall menschlicher Tätigkeiten führen. Ich verstehe, dass dies Menschen Angst macht, denn es kann Abschied von Gewohntem bedeuten.

Vor allem eröffnen Digitalisierung und Nachhaltigkeit aber Chancen, es ergeben sich neue Geschäftsmodelle und damit Einsatzmöglichkeiten. Wir müssen nur dafür sorgen, dass der Wandel die Menschen mitnimmt. Dass sie ihn selbst gestalten können und gemeinsam neue Wege und Qualifikationen entdecken.

Warum braucht die Wirtschaft selbständige Nachhaltigkeitsberater*innen?

Ulrike Stroh: Die Perspektive von externen Expert*innen ist oft breiter und neutraler als von Internen. Dazu ist Nachhaltigkeit ein recht neues Thema – und entwickelt sich zum größten Wandel unserer Zeit. Hier sind selbständige Fachleute als Wissensvermittler*innen gefragt. Interdisziplinäre und transdisziplinäre Kooperationen führen zu einem Mehrwert.  


Zum Abschluß: Warum arbeiten Sie mit einem Partner wie KRONGAARD zusammen?

Carl Schmidt-Ehemann: Neben einer engen und intensiven Key-Account-Betreuung schätzen wir an KRONGAARD vor allem die Offenheit für neue Themen. Gemeinsam können wir für Kunden optimale Angebote entwickeln. Wir empfinden die Kooperation als sehr gute Partnerschaft für unseren Geschäftsbetrieb und die künftige Entwicklung.

Über die Speaker

“Wir kommen von klassischen Prozessen, doch letztlich markiert Nachhaltigkeit unsere Kernkompetenz, unseren Nukleus”, erklärt Carl Schmidt-Ehemann seine beratende Tätigkeit. Nach dem Maschinenbau- Studium und einem MBA in General Management war er in leitender Position für die Lufthansa tätig. 2020 gründete er die SE+P CONSULTING und betreut Kunden aus allen Branchen. Er lebt in Frankfurt am Main.

Carl Schmidt-Ehemann – Inhaber und Managing Director der SE+P CONSULTING München, Frankfurt, Hamburg

“Nachhaltig wirtschaften kann nur, wer neue soziale und ökologische Dimensionen im Unternehmen zulässt.” Auf dieser Grundlage berät Ulrike Stroh Mandant*innen der SE+P CONSULTING. Sie arbeitete als Projekt Managerin und  Luftverkehrsexpertin bei der Lufthansa sowie als Social Entrepreneurin. Dann studierte sie Nachhaltiges Management als MBA und machte sich selbständig. Sie lebt in Dreieich bei Frankfurt.

Ulrike Stroh – Chief Sustainability Officer für die SE+P CONSULTING München, Frankfurt, Hamburg

SE+P Consulting im KRONGAARD Content Hub

Teil 1: Warum unternehmerischer Erfolg ein nachhaltiges Wirtschaften erfordert

Live-Webcast vom 07.04.2022

Der erste Teil der zweiteiligen Webcast-Reihe ist ab sofort jederzeit abrufbar. Scrollen Sie dafür einfach an den Anfang dieser Seite.
Hierbei gehen die Speaker auf folgende Aspekte im Rahmen des Themas Corporate Sustainability ein:

  • Warum ist Corporate Sustainability wichtig und kein lästiges Muss?
  • Welche Chancen für den wirtschaftlichen Erfolg bietet eine systematische Betrachtung des Themas Corporate Sustainability?
  • Klärung der Begrifflichkeiten "Nachhaltigkeit, nachhaltiges Wirtschaften, SDG, EU Taxonomie"
  • Wie können Sie beginnen Ihr Unternehmen nachhaltig zu machen?
  • Wie lassen sich nachhaltiges Handeln und Wirtschaftlichkeit vereinen?

 

Teil 2: How to start – Wie ich Corporate Sustainability umsetze

Live-Webcast: 09.06.2022 um 15.00 Uhr

Im zweiten Teil der Webcast-Reihe mit SE+P Consulting zeigen Ulrike Stroh & Carl Schmidt Ehemann auf, wie Unternehmen Nachhaltigkeit umsetzen und zu ihrem Erfolgsrezept machen können.
Wir schauen darauf wie Sie ihren Status Quo analysieren und Ihre wesentlichen Handlungsfelder definieren, wir schauen auf mögliche Lösungsansätze und wie Sie Nachhaltigkeit in unternehmerischen Potenzialen denken. Desweiteren geben wir einen Überblick über die verschiedenen Handlungsfelder in Unternehmen und zeigen auf, wie Sie Corporate Sustainability und den Wandel zum nachhaltigen Wirtschaften strukturiert, zielgerichtet, effizient, erfolgsorientiert und dauerhaft im Unternehmen verankern.

Webcast Teil 2 mit SE+P Consulting

How to start - Wie ich Corporate Sustainability umsetze

Am 09.06.2022 um 15.00 Uhr

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