Kurzfristige Trenderscheinung oder langlebiger Wandel: Was sind die wesentlichen Elemente beim Thema Nachhaltigkeit?
Bei OTTO spielt Nachhaltigkeit schon seit Jahrzehnten eine große Rolle. Es ist für uns nicht nur ein Trendthema. Wir praktizieren es bereits in den Geschäftsprozessen. Wir lassen es nicht nebenbei laufen, sondern sind bestrebt, uns nicht allein die ökologischen Aspekte anzugucken. Wir wollen das Ökonomische und Soziale gleichermaßen betrachten, zum Beispiel bei den Lieferketten oder den Mitarbeitenden. Wir versuchen, diesen Dreiklang in das Unternehmen zu integrieren. Nur dann funktioniert Nachhaltigkeit ganzheitlich.
OTTO ist ein weltweit agierendes Unternehmen mit sehr vielen Mitarbeiter*innen. Wie wichtig ist es, Führungskräfte einzubeziehen?
Es ist unabdingbar, dass wir Entscheidungsträger*innen einbinden. Wenn die Unternehmensführung uns nicht unterstützen würde, könnten wir das Thema weder ganzheitlich noch groß denken.
Menschen, die Nachhaltigkeit für Unternehmen antreiben, begeistern sich meist früh für das Thema. Wurden Sie von Ihrem Zuhause geprägt?
Mein Elternhaus hat mir von Anfang an einiges mitgegeben. Regional und saisonal einzukaufen zum Beispiel. Es ging uns um den Umgang mit Produkten. Ich lernte, wie ich etwas reparieren, etwas lange nutzen kann. Ich bin in Hamburg geboren und aufgewachsen. Es war kein Dorf mit riesigem Garten am Haus. Ich war damals nicht auf einem hundertprozentigen Ökolevel, habe aber auf einem Mittelweg vieles mitgekriegt.
Viele Menschen verbinden Nachhaltigkeit mit dem Landleben. Eigener Apfelbaum, ein Gemüsegarten, das behutsame Zusammenleben mit der Natur. Wie kamen Sie in einer Metropole wie Hamburg mit Nachhaltigkeit in Berührung?
Auch in der Stadt gab es damals es viele Möglichkeiten: secondhand einkaufen, auf den Markt um die Ecke gehen. Schon in den 1990er-Jahren zeichnete sich ein Trend ab. Nachhaltigkeit wurde immer mehr zum Thema. Zwar in einer Nische, aber doch wuchs das Interesse der Menschen.
Gab es für Sie ein Schlüsselerlebnis, etwas, von dem Sie sagen würden „Das hat mich in die richtige Richtung getrieben”?
Mein freiwilliges ökologisches Jahr nach dem Abitur hat mich sehr geprägt. Ich habe auf einer Tierstation gearbeitet und Kinder in Umweltthemen unterrichtet. Da spürte ich, dass ich etwas bewegen möchte.
Irgendwann brauchen idealistische Ambitionen eine professionelle Richtung.
Ich habe nach diesem freiwilligen Jahr eine Ausbildung bei einem Hamburger Verlag zur Medienkauffrau gemacht. Mir war bewusst, nur etwas bewegen zu können, wenn ich das in einem großen Unternehmen tue. Anschließend entschied ich mich für ein Studium im Bereich der Umweltwissenschaften. Während dieser Zeit, in der ich mich in Richtung Nachhaltigkeitsmanagement und Kommunikation spezialisierte, bin ich über ein Praktikum bei OTTO gelandet.
Warum denn OTTO und nicht Greenpeace?
NGOs sind gut und wichtig. Sie bewegen viel. Ich wollte aber in ein Wirtschaftsunternehmen gehen, das groß ist, nachhaltig agiert und trotzdem ein familiäres Umfeld hat. Es findet eine Zusammenarbeit statt, wir sind breit aufgestellt, ziehen mit den NGOs an einem Strang. Es geht nicht darum, einfach etwas nach außen zu kommunizieren, mit dem wir uns schmücken können. Es muss erst einmal intern stimmen.