Verstehen Sie sich eher als Strategin, also Ideengeberin, oder als klassische betriebswirtschaftliche Macherin?
Daniela Lemke: Aufgrund meiner Expertise in der Kombination aus Marketing und Design arbeite ich weitestgehend strategisch. Ich sehe mich als kreative Ideengeberin.
Wie können Sie als selbstständige Produktexpertin Unternehmen unterstützen? Ist die Flexibilität der Selbstständigkeit von Vorteil?
Daniela Lemke: Die Unternehmen schätzen die Impulse und Ideen, die ich aus anderen Projekten mitbringe. Während der Projektzeit oder Interimstätigkeit unterstütze ich Teams von außen. Da hilft meine langjährige Tätigkeit als Freelancerin und Consultant, denn ich kann mich schnell in neue Projekte und Themen reindenken.
Ab wann lässt sich der Erfolg eines Produktes ablesen?
Daniela Lemke: Wir analysieren sehr genau, wie gut der Abverkauf mit und später ohne flankierende Maßnahmen funktioniert. Es ist wichtig, sich von vornherein klare Ziele in Form von fest definierten Kennzahlen zu setzen. So ist die Qualität unserer Arbeit messbar, und das Unternehmen profitiert.
Sind die Voraussetzungen, Verpackungen zu kreieren, immer gleich, egal welcher Inhalt drinsteckt?
Daniela Lemke: Eine gute Produktverpackung muss aufmerksamkeitsstark sein, um die Konsument*innen am Point of Sale zu überzeugen. Sie muss sich klar vom Produkt des Wettbewerbs unterscheiden. Das gilt für Pralinen genauso wie für Cremes oder Zahnbürsten.
Wie wird entschieden, ob ein erfolgreiches Produkt weiterentwickelt oder verändert werden muss?
Daniela Lemke: Das hängt immer vom Zeitgeist ab. Bei Beiersdorf ist es so, dass Verpackungen und Formeln sehr erfolgreich im Sinne der Nachhaltigkeit optimiert wurden. Wir sprechen hier insbesondere von Recycling, umweltverträglichen Grundlagen und Inhaltsstoffen. Hinzu kommt, dass es ein immer größer werdendes Bedürfnis unserer Kund*innen ist, sich umweltbewusst zu verhalten. Darauf reagieren wir.
Stichwort Klimakrise und Ökologie: Ist eine schnelle Warenrotation noch Kennzeichen eines modernen Lebens, oder befindet sich die Branche bereits im Umbruch?
Daniela Lemke: Die Konsument*innen sind in den vergangenen Jahren merklich kritischer und selektiver geworden, was Verpackungen und unnötigen Verpackungsmüll angeht. Die Unternehmen müssen sich hier bewegen. Beispielsweise gehen immer mehr Rasierer-Marken wie Gillette dazu über, ihre Produkte in umweltschonenden Kartonagen und nicht mehr in Plastik zu verpacken. Es gibt kreative Lösungen für Mehrweg- und wasserfreie Produkte in der Kosmetik, wie „Nivea Wonderbar Soaps”, oder im Waschmittel-Segment die „everdrops”. Achtsamer Wasserkonsum wird demnach die Beauty-Branche stark beeinflussen. Nachhaltigkeit ist ein großes Thema.
Hatten Sie persönlich ein Schlüsselerlebnis, das Ihr Denken über diesen Bewusstseinswandel prägend verändert hat?
Daniela Lemke: Auf Lombok in Indonesien hatte ich vor zwei Jahren so einen Moment. Während der Regenzeit wurden auf einmal Unmengen von Plastikverpackungen an unseren Hotelstrand geschwemmt. Wir kamen mit dem Einsammeln gar nicht mehr nach. Wir standen knietief im Meer, und alles war voller Müll. So weit das Auge reichte. Da habe ich mich schon gefragt, wie lange wir so noch weitermachen können.
Wie hat sich der Markt für die weibliche Zielgruppe verändert – Stichworte Feminismus und Emanzipation?
Daniela Lemke: Geschlechtsspezifisches Marketing ist insgesamt immer noch stark verbreitet. Die weibliche und männliche Ansprache funktioniert nach wie vor gut. Allerdings kommen in den vergangenen Jahren auch mehr Unisex-Produkte auf den Markt, speziell für die jüngere Zielgruppe. Diese Käufergruppe wächst mit anderen, häufig androgynen, Rollenbildern auf. Sie lässt sich bei der Auswahl von Produkten nicht so sehr wie ältere Käufergruppen von den Geschlechterstereotypen einschränken. Dieser Trend zur Individualisierung führt dazu, dass die Nachfrage der Verbraucher*innen immer diverser wird.
Auf welches Ihrer Produkte sind Sie besonders stolz und warum?
Daniela Lemke: Besonders gerne erinnere ich mich an eines meiner ersten Produkte. Das war für dm Drogeriemarkt die Petfood-Eigenmarke „Dein Bestes“. Es ist eine sehr umfangreiche Produktrange für Hund, Katze, Vogel und Nager. Mein Design wurde damals ausgewählt, und ich durfte die Umsetzung und Produktion verantwortlich betreuen. Als ich dann „meine“ Produkt-Range in vollem Umfang im Laden stehen sah, war das ein besonderes Gefühl.