Herr Hirch, der Begriff “Expeditor” wirkt auf manche Ohren exotisch. Mögen Sie kurz erläutern, was ein Expeditor macht?
Expeditors identifizieren kritische Phasen in Lieferketten und verkürzen sie optimalerweise. Diese Störungen verantworten nicht nur Zulieferer. Hemmnisse in Herstellungsprozessen, sogenannte Blocking Points, können auch durch unklare Briefings der Produktionsfirma oder durch fehlende Informationen des Auftraggebenden entstehen. Expeditors blicken über die reine Lieferkette hinaus.
Sie suchen zunächst die schwächste Stelle im großen Ganzen?
Richtig, haben wir den stärksten Showstopper gefunden und eliminiert, kümmern wir uns um den nächstgrößeren. Oft beginnen Lieferkettenprobleme mit einer lückenhaften Entwicklungsleistung. Daraus resultieren unvollständige oder nicht eindeutige Anforderungsdokumente.
Welche Aufgaben und Verantwortlichkeiten gehören konkret zu Ihrem Job?
Meine Klientel erwartet, dass ich mögliche Engpässe in Lieferketten erkennen und benennen kann. Dafür analysiere ich aktuelle Beschaffungsprozesse und gleiche sie mit dem Idealzustand ab. Ich überprüfe, ob die Produzierenden ihre Zusagen gegenüber den Auftraggebenden einhalten können. Wurde beispielsweise eine benötigte Komponente noch nicht fertig entwickelt, verhandle ich direkt mit dem Konstruktionsteam. Wo hakt es bei euch, was braucht ihr? Oft reicht eine einfache Erinnerung zur Reaktivierung von Zuliefernden.
Mit welchen Gesprächspartner*innen haben Sie überwiegend zu tun?
Die Stakeholder in Lieferketten sind breit gestreut. Dazu gehören Mitarbeitende in der Entwicklung und im Einkauf meiner Klientel ebenso wie verschiedene Ansprechpersonen in Zulieferfirmen. Zudem werden die Auftraggebenden einbezogen.
Sind Ihre Leistungen an bestimmte Branchen gebunden?
Expeditors arbeiten in nahezu allen produzierenden Branchen. Ich habe Unternehmen aus Kerntechnik, Windenergie, Automotive und anderen Wirtschaftszweigen beraten. Letztlich geht es in meinem Job nicht um Produkte, sondern um Prozesse.